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VON HAMBURG NACH SYLT - 1932

1. In der Außeneider
Laufen die Wasser leider,
Als sich der Tag will senken,
Weg von den Muschelbänken;
Und all der Muschel Gewühl
Kratzt an des Faltbootes Kiel.
"Teufel!" so klingts voll Erbosung,
"Treideln heißt jetzt unsre Losung."
2."Watvögel" ziehn übers Land
Faltboot am Halfterband.
Prielaufwärts gehts mit Geröchel
Das Wasser reicht kaum bis zum Knöchel.
Dann - teuflisches Geschick -
stehn wir auf trocknem Schlick.
Fürwahr! Ein brenzlicher Momang!
Die arme Seele schaudert bang.
Doch plötzlich tönt voll Freude
Ein Schrei: "Die Wasserscheide".
3. Es stimmt! Ein Priel läuft munter
die andere Seite runter.
Die Boote hingetragenn!
Dann fährt mit Lustbehagen
Stromab das Paddlervolk
In einen großen Kolk.
Schon schwindet jede Höffnung
Da finden wir 'ne Öffnung.
4. Wir sehen, indemm wir voll Wonnen vergehn,
Im Eiderfahrwasser die Tonnen stehn.
Längst verschwunden ist der Tag
"Jetzt gilt's einen markigen Paddlerschlag!"
Gegen den Ebbstrom, Stück für Stück,
kämpfen wir uns in die Eider zurück.
5. Taucht das Paddel inns Wasser ein,
Leuchten die Wellen in silbernem Schein.
Schneidet der Bug durch den schwarzen Grund,
Schwirren die goldenen Funken im Rund.
6. Wir tasten uns müde und froh zugleich
Am Wattenrand entlang zumm Deich.
Schwarz ragt ein Steinwall vor uns auf.
Zähne zusammen! Wir müssen hinauf.
Bulterschlick und harter Stein
Sind für die Füße nicht gerade fein.
Wo bleibt bloß die parlamentarische Zucht?
Wer hat da eben leise geflucht?
7. Doch endlich ist alles nach oben getragen.
Die Zelte werden aufgeschlagen.
Wir fallen hinein auf allen Vieren,
Und schlafen gleich den Murmeltieren.
Über dem schlüpfrigen Watt steht der Mond.
Haben wir das nicht mal wieder gekonnt?!
Archi Biebl.
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