Mit dem Kajak zur Greifswalder Oie

Erste Fahrt 2002 |  Zweite Fahrt 2005

Es wurde eine Fahrt zur Insel der Sehnsucht.
...und dann war er da - DER TAG: 3. Oktober 2002, sehr zufällig etwas symbolbeladen. Im Rahmen der Seekajakwoche in Stralsund hatte Wolfgang Dinter die gemeinsame Überfahrt für eine kleine Gruppe erfahrener Kajaker angeregt.
Wäre just an jenem Morgen die Ostsee unter Tideneinfluss geraten oder hätte brachiale Windkraft das Unternehmen verhindert, allein die Autofahrt über das vernebelte Rügen hätte sich für lange Zeit eingeprägt. Sonnenstrahlen, zackig wie von Kindern gemalt, stachen durch die Alleebäume, der "Rasende Roland", Rügens Kleinbahn, drückte seine Dampfwolken in das Gemisch aus Sonne und Nebel.
Lobbe auf der Halbinsel Mönchgut bietet nicht nur den einzigen gebührenfreien Parkplatz Rügens hinter der Ostseedüne, sondern ist auch der beste Ort, auf eigenem Kiel zur Greifswalder Oie zu starten. Die eingeschweißte Seekarte hatte ich seit Jahren parat, unerlässlich für die Fahrt nach Kompass, denn Nebel, Dunst und Wasser mischten sich zu einer Szene mit scheinbar schwebenden Fahrwasser-Tonnen.
Mit Wolfgang, Gernot, Erwin und Dietmar durchlebte ich diese schwerelose Reise. Irgendwann pellte sich aus dem Nichts der Leuchtturm. Zwei klare Nächte zuvor sandte er seine Botschaften bis weit in den Greifswalder Bodden, zu dessen Durchquerung ich die überaus angenehme Gesellschaft einer Fahrtengruppe der Salzwasserunion hatte.
Nach ca. 14 Kilometern Überfahrt war der Nothafen der Oie erreicht, zunehmende Rückenprobleme eines Fahrtenteilnehmers erzwangen den Ausstieg, eine Umrundung der Insel wurde demokratisch der Rückfahrt aufgeladen. Wolfgang gab skurrile Episoden aus dem Zusammenleben der wenigen Insulaner auf Zeit zu Gehör. Die Besatzung eines Seenotkreuzers der DGzRS, Leuchtturmwärter oder -urlauber des WSA und einige Einjährig Ökologisch Freiwillige vom Verein "Jordsand" müssen mit ein paar Pferden und miteinander auf der Insel auskommen.
Mit Rücksicht auf die vor der Steilküste rastenden Vögel geriet die Umrundung der Insel zu einer weiträumigen Fahrt durch Dunst und Sonne, während sich die Besatzungen zweier weiterer Rettungskreuzer im Hafen zum Skat bei Ententeich einfanden. Diese Absicht ist natürlich pure Unterstellung, jedoch bei den nachmittags komplett entfleuchten Winden hätte es außer eingeschlafenen Füßen wohl auch nichts weiter aus der Ostsee zu retten gegeben.
Querab tauchte auf der Rückfahrt noch einmal kurz der Ruden auf, und hinter den (weniger als) sieben Bergen des Großen Zickers magnetisierte eine aus DDR-Urlaubs-Zeiten bekannte Fischkneipe steil zunehmend meinen leeren Magen. Dort endete ein sonderbarer Tag mit glücklichen Menschen.

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