Seekajakfahren in der DDR

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Seekajakfahren in der DDR

"Wie war das bei euch früher? Gab es in der DDR auch eine Seekajak-Szene oder durftet ihr nur Leistungssport betreiben?" Diese und ähnliche Fragen werden mir immer wieder gestellt, wenn ich auf meine vorpommersche Heimat zu sprechen komme. Deshalb möchte ich zu diesem Thema die Fakten, aber auch persönlich Erlebtes darstellen.

Teil 1: Die "Sportnation"

Maßgeblich beeinflusst durch Walter Ulbricht und unter Erich Honecker bis zum Exzess perfektioniert, sollte die DDR mit außerordentlichen sportlichen Erfolgen auf internationalen Wettkämpfen glänzen und damit im internationalen Ansehen ein geschöntes Bild zeigen. Dies hatte, wie angesichts der Olympischen Spiele von 1936 deutlich wurde, bereits bei den Nazis Methode.


Faltbootregatta in Greifswald

In der DDR lag das Hauptaugenmerk auf den olympischen Sportarten und hier besonders auf den Disziplinen, die eine hohe Medaillen-Ausbeute ermöglichten. Dazu zählten u.a. Leichtathletik, Schwimmern, Rudern und Kanu. Mannschaftssportarten wie Wasserball oder Eishockey hatten da wenig Chancen.
Die Auswahl geeigneter Kinder erfolgte in Kooperation mit den Schulen. Dies gewährleistete eine lückenlose Sichtung aller Talente.

Ich erinnere mich an den Schul-Schwimmunterricht in der 4. Klasse, als wir in der ersten Stunde alle an der Schwimmmeistertür vorbei laufen sollten. In 150 cm Höhe war ein Band gespannt, und wer dieses Band überragte, war Kandidat für das Trainingszentrum "Schwimmen". So wurde ich Leistungsschwimmer und ging fünfmal die Woche zum Schwimmtraining. In jener Zeit habe ich nur trainiert und an nicht einem Wettkampf oder Ausscheid teilgenommen. Nach einem halben Jahr wurde deutlich, dass meine Augen den ständigen Aufenthalt im Chlorwasser nicht vertrugen. Schwimmbrillen gab es nur im Westen.

Neben dem Leistungssport gab es jedoch eine breite volkssportliche Basis, die durch das große Engagement zahlloser ehrenamtlicher Übungsleiter und oft durch ein hohes Maß an Eigenleistungen vielen DDR-"Bürgern" eine Plattform für mannigfaltige sportliche Betätigungen bot. Sport hatte in der DDR einen hohen Stellenwert und für viele war es die Nische im sonst recht eingeschränkten Leben.

So gab es auch im Norden der DDR einige Betriebssportgemeinschaften, in denen Kanusportler organisiert waren. Hatten die Rennsportgruppen vor allem Zulieferfunktion für den Leistungssport, fanden sich bei den Wasserwanderern Sportfreunde, die im engen Rahmen der gebotenen Möglichkeiten heimatliche und ausländische Gewässer befuhren.

Teil 2: Das Revier

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