Zschopau-Mulde-Fahrt

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Osterplauderei

Eleonore Richter
Aus "Der Kanusport" 04/79:

Müssen die Ameisen gerade auf meinem Kuchen eine Versammlung abhalten? Ich habe Muße, die kleinen Tierchen zu beobachten, wie sie sich durch meinen Streuselkuchen arbeiten.

Aber doch nicht auf meinem Streuselkuchen bitte.

Mein Gott, betrachten wir es doch aus der Sicht der Ameisen. Genau unter dem Kopfende meiner Luftmatratze befindet sich ihr Domizil. Was liegt da näher, als die Versammlung in einen ganz neuen Rahmen zu bringen und sie einmal auf einem Kuchen eines Menschenkindes abzuhalten. Von Minute zu Minute enge ich ihren Versammlungsraum ein und lasse mir jedoch neu abgebrochene Stücke munden.

Ach so, ich habe ganz vergessen, zu erwähnen, daß ich mich auf der Zschopau-Mulde-Fahrt befinde. Es ist Karfreitag der 13. und Einheit Berliner Bär mit 13 Mann zur Stelle. Hier, in der Turnhalle auf dem Berg, drängeln sich drei Mann an einem kleinen Waschbecken, das andere ist verstopft, während dessen die Leute in der anderen Turnhalle, im Zentrum von Waldheim, ihre entblößten Körper unter einem warmen Wasserstrahl hin und her bewegen.

Kommen wir aber zur Fahrt. Bei herrlichem Sonnenschein wurde die Fahrt eröffnet. Vor und nach der Eröffnung, wie immer, unser Slalom. Ich habe das Gefühl, daß er von Jahr zu Jahr schwieriger wird, abgesehen von dem dieses Jahr sehr guten Wasserstand.

Ja, ja, es gab einige Kenterungen, aber ich hatte mehr erwartet, schade!

Auf Grund der Sucht nach Romantik und Abenteuer riskieren manche ihr Leben. Wahnsinn. Da fuhr doch heute einer im Zweier so eine Art Sturzwehr. Die Spitze des Bootes und der Mann im Boot verschwanden völlig in der Walze. Wass dann daraus kam, war erschreckend. Ein zerfallenes Boot, die Einzelteile schwammen, von der Strömung getrieben, an uns vorüber und ein halbertrunkener Mann wurde aus dem Wasser gezerrt. Man muß es gesehen haben, um für einige Wehre geheilt zu sein.

Der größte Teil der Leute ließ sich beeindrucken und "umwanderte" brav die nächsten Wehre. Es hätte schlimmer kommen können. Nach dem 6. Wehr war das Bild vergessen und wieder rauschten sie die Wehre herunter und kenterten. Der Mensch ist anscheinend unbelehrbar.

Die Sonne brannte die ersten Sonnenbrände in die Haut, die Strömung war phantastisch, und schnell ward das Ziel erreicht. Acht Wehre und der schwere Slalom machten sich bemerkbar. Im Ort Leisnig war ein Saal für uns reserviert, den wir auch mit 360 Mann nutzten. Lahmer Tanz, lahme Musik, ein total verräucherter Raum. Um 6.00 Uhr des nächsten Morgens zischte die erste verdrängte Luft aus den Luftmatratzen, Toilettentüren knarrten. Die Turnhalle wurde lebendig. Friesen, Lok Mitte, Empor Zentrum, Wolgast, alle fingen an, sich auf den heutigen Wettkampftag vorzubereiten. 22 km Zeitfahren, und es wurde gekämpft. Die Sieger möchte ich hier nicht aufführen; es wäre unfair gegenüber jenen, die die sich nicht weniger Mühe gegeben haben, als die Erfolgreichen.

In Grimma, wieder aufgeteilt auf mehrere Turnhallen, duschten wir, schlenderten auf den Rummel, ins Café und dann zu unserer beliebten Abschlußfete.

Am Eingang, was ich besonders originell fand, standen große Aufnahmen von gewesenen Fahrten. Eine glänzende Idee, die nachahmenswert ist. Zur Feier kann man nur sagen: das Heimweh mußte, so sah es aus, ertränkt werden - singen ist nicht mehr "in". Um 24.00 Uhr war Schluß.

Auch am nächsten Tag, dem 15.4., war strahlender Sonnenschein. Viele hatten schon abgebaut und es angesichts des Wetters bestimmt bereut. Die anderen nutzten den Tag, paddelten und konnten ihre Boote trocken verpacken.

Nächstes Jahr findet eine Jubiläums-Zschopau-Mulde-Fahrt statt. Ich freue mich darauf.

Eleonore Richter, Berlin

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