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Hilmar Schmidt, BSG Erdöl Schwedt
Aus "Der Kanusport" 06/69:
Für viele Kanuten unseres Verbandes ist es zu einer schönen Tradition geworden, die Wasserwandersaison mit der Osterfahrt auf Zschopau und Mulde zu eröffnen. So hatten sich auch in diesem Jahr über 160 Teilnehmer aus 22 Sektionen aus fast sämtlichen Bezirken der DDR zu dieser Fahrt gemeldet.
Der in diesem Jahr besonders lange und harte Winter, der bis Beginn der Osterwoche andauerte, ließ eine Fahrt bei Kälte und Schneegestöber erwarten. Trotzdem waren es 125 Kanuten, die am Karfreitagmorgen an der Straßenbrücke in Waldheim am Ufer der Zschopau ihre Boote aufbauten. Das bewährte Prinzip der Wasserwanderer, angesetzte Fahrten auch bei jeder Witterung durchzuführen, fand wieder einmal seine volle Bestätigung; der Mut der Unentwegten wurde durch drei sonnige, erlebnisreiche Fahrtentage reichlich belohnt.
Wie in den vergangenen Jahren spielte zur Eröffnung der Fahrt ein Blasorchester, und auf der Brücke hatten sich viele Zuschauer eingefunden.
Die Fahrtteilnehmer wurden vom Fahrtenleiter, Sportfreund Brader, sowie vom Vorsitzenden der Wasserwanderkommission des DKSV, Sportfreund Buhl, herzlich begrüßt, und pünktlich um 11.00 Uhr erfolgte der Start zur 1. Etappe nach Leisnig.
Die Zschopau führte ausreichend Wasser, und so ging es bei herrlichem Sonnenschein und leichtem Seitenwind in flotter Fahrt durch das anmutige Zschopautal. Von den acht Wehren dieser Etappe konnte das letzte Wehr auf der Zschopau von allen Booten befahren werden. Auf der Mulde unterstützte ein leichter Rückenwind die Fahrt, und an den Berghängen schmolz die wärmende Frühlingssonne die letzten Schneewehen des nun endgültig besiegten Winters. Am frühen Nachmittag wurde Leisnig erreicht und in der geheizten Turnhalle die Luftmatratzen aufgeblasen.
Die Nachmittagsstunden wurden von vielen Kanuten zu einem Bummel durch das alte Städtchen und zu einem Besuch des Heimatmuseums auf der Burg Mildenstein genutzt.
Am Abend rafen sich die meisten Sportfreunde traditionsgemäß in der Gaststätte "Bastei", wo sie vom Wirt mit zwei großen Stiefeln Bier begrüßt wurden. Der Fahrtenleiter dankte dem freundlichen Wirt und überreichte einen der treffend gestalteten Wimpel der Fahrt, und bald erreichte die Stimmung bei alten und neuen Kanutenliedern zur Gitarre ihren Höhepunkt.
Nach dem vielstimmigen Schnarchkonzert in der Turnhalle wurde am nächsten Morgen schnell das Gepäck auf den Begleit-LKW geladen, und noch ehe die Morgensonne den Reif von den Booten abtauen konnte, wurden diese schon zur Weiterfahrt in die Mulde eingesetzt.
Die zweite Tagesetappe führte über 25 km nach Grimma, wobei diesmal nur drei Wehre zu überwinden waren. Die Sonne meinte es wieder gut mit uns, und bei leichtem Rückenwind ging es in gemütlichem Tempo dem Tagesziel entgegen. Immer wieder flogen vor den Booten Wildentenpaare auf, und aus den Gärten der vorbeiziehenden Ortschaften grüßten Schneeglöckchen und sich sonnende Katzen die bunte Kette der Boote. In Grimma fand am Abend zusammen mit Grimmaer Kanuten ein großer Tanzabend im Ratskeller statt. Die anfangs etwas müde erscheinende Kapelle wurde bald vom Schwung der Kanuten mitgerissen, so daß um Mitternacht eine Verlängerung der Polizeistunde beantragt werden mußte. Die Tanzpausen wurden duch einige originelle kulturele Darbietungen von Fahrtteilnehmern ausgefüllt.
Der dritte und letzte Fahrtentag führte dann über 21 km nach Wurzen, wobei nochmals 4 Wehre zu überwinden waren. Dabei gab es diesmal einige Kenterungen, doch die schnell angelegte Ersatzkleidung ließ diese Sportfreunde ihr kühles Bad ohne Nachwirkungen überstehen, wie überhaupt auf der gesamten Fahrt keinerlei Erkältungen zu verzeichenen waren. Lediglich ein älterer Dresdner Sportfreund fühlte sich einen Tag lang unwohl, wußte aber nicht recht, ob er seine Beschwerden einer Erkältung oder dem reichlich in der "Bastei" genossenen Kümmel zuschreiben solte.
Am Ziel der Fahrt, in Wurzen, wurden die Boote abgebaut, und in der warmen Mittagssonne waren die Bootshäute und die nassen Sachen der "Bademeister" schnell getrocknet. Die mit der Bahn abreisenden Sportfreunde wurden um 14.00 Uhr vom Begleit-LKW zum Bahnhof gefahren, und um 15.00 Uhr befanden sich bereits alle Teilnehmer auf der Heimreise, außer einer kleinen Gruppe, die ihre Fahrt nach Eilenburg fortsetzte.
Diese IX. Osterfahrt wurde nicht zuletzt deshalb ein so großartiges Erlebnis, weil der Organisator der Fahrt, die SG Dynamo Zentral Dresden, die Fahrt vorbildlich organisiert hatte.
Neben dem reibungslosen Funktionieren des Gepäcktransports zwischen den Etappenorten und der guten Vorbereitung in den Etappenorten fanden besonders die ausgestellten Hinweistafeln mit der Streckenbeschreibung sowie die Übergabe der Fahrtenwimpel bereits am Start große Anerkennung bei den Fahrtteilnehmern. Ich glaube im Namen aller Teilnehmer der IX. Osterfahrt sprechen zu können, wenn ich an dieser Stelle den Organisatoren der Fahrt den herzlichen Dank ausspreche.
Es ist zu erwarten, daß die Jubiläumsfahrt im nächsten Jahr, die X. Osterfahrt auf Zschopau und Mulde, unter der gleichen bewährten Leitung zu einem noch größeren Erfolg werden wird.
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